Aufbauarbeit nach 1945
Im Sommer 1946 wurden die einstigen Sänger der Liedertafel wach und erinnerten sich ihrer einst gepflegten Sangeskunst: Im Gasthaus „beim Wirt z’Reith“ fanden sich einige sangesfreudige Männer zusammen, die über einen Liedertafel-Neuanfang nachdachten. Unter ihnen war auch ein junger Lehrer, der später langjährige Obmann Alois Kreinecker.
Weitere Chronologie der Geschichte
Das 35-jährige Gründungsfest wird im Mai 1949 im Gasthaus Trixner mit einem Frühjahrskonzert gebührend gefeiert.
Im Juni desselben Jahres wurde in Mayrbäurls Gasthaus beschlossen, das Probenlokal zum Trixner zuverlegen.
Hier wurden bereits vor 1945 die Proben abgehalten.
Für 12. November organisierte man beim Trixner gemeinsam mit dem Arbeitergesangsverein Bindermichl einen Liederabend. „Es war ein sehr gemütlicher Abend.“
Im „Faschings Blatt der Liedertafel Leonding“ vom 16. 2. 1950 bekennt sich der Chormeister Alois Harrer als verantwortlicher Redakteur.
Mit bestgelaunter Selbstironie hält er eine Unterredung fest, die bei einem Sängerbesuch in Haag stattfand und auf ein „vorkriegerisches Ereignis“ Bezug nahm: „Frau Chormeisterer, jiatzt is da Herr Gemahl allö Tag in der Prob. Wia kimmts denn, daß da oan Kind nach dem andern, ja sogar Zwilling habts kriagt?
Frau Chormoasterer: Ja, was tuat ma nöt alles ön Zurn!“
Bei der Jahreshauptversammlung im Jänner 1951 waren von 34 aktiven Sängern 30 anwesend. Besondere Anerkennung erhielt Herr Hubert Harrer, weil er alle (!) Proben besucht hatte (Hubert Harrer war nicht verwandt mit Alois Harrer).
Im Mai werden drei fröhliche Sängerabende veranstaltet: am Panierherrnhof, beim Jäger im Kürnberg und bei Danninger in Hart.
Ende Juni wirkte die Liedertafel beim 25-jährigen Bestandsfest des Musikvereines Leonding mit.
Im Mai 1950 ersucht der Obmann Niederhumer, man möge Chormeister Harrer beim Bau seines Einfamilienhauses unterstützen. Diese Unterstützung wird nicht nur freudig zugesagt, sondern von vielen Sängern auch in die Tat umgesetzt. Familie Harrer konnte in das neue Heim zu Weihnachten 1951 einziehen.
Am 8. Oktober 1950 fährt die Liedertafel zum Bundessängerfest nach Vöcklabruck. Auf der Rückfahrt wird in Schwanenstadt Rast gemacht. „Und nun kam das Verhängnis: Das Bier war dort schlecht und nicht einmal ein ordentlicher Imbiß zu haben.“
Gemeinsam mit dem Männergesangsverein St. Valentin wurde Anfang Dezember ein Chorkonzert im Saale des Gasthauses Trixner veranstaltet.
Am 31. Dezember fand die übliche Silvesterfeier im Trixner-Saal statt, bei der wieder das Leondinger Streichorchester unter Wilhelm Paschinger mitwirkte und „zuletzt den tanzenden Paaren bis 4 Uhr früh aufspielte.“
Eine Unterhaltung besonderer Art ließ man sich für die Silvesterfeier 1952 einfallen. Nach Männerchören, Terzett, Quartett und einem Einakter war auf dem Programmzettel vermerkt: „Sie haben heute die Möglichkeit, Silvester- und Neujahrsgrüße Ihren lieben Tischgenossen in musikalischer Form übermitteln zu lassen. Wir bitten Sie, sich der angefügten Wunschkarte zu bedienen. Wählen Sie bitte Ihre Lieblingsweisen, um damit Ihrer Dame – Ihrem Herrn eine Neujahrsfreude zu bereiten.“
Mit der Wunschkarte konnte man also Herrn/Frau/Fräulein mit dem Musikstück Nr. ... frohe Silvester- und Neujahrsgrüße entbieten.
Die Auswahl der Musikstücke war groß – 54 Nummern, darunter Bestseller wie „Ich hab mich so an Dich gewöhnt“, „Das machen nur die Beine von Dolores“, „Hab’n Sie nicht ’ne Braut für mich“, „Wenn einmal in fernen Tagen“, „Stell dir vor, es geht das Licht aus“, „Ich hab mir für Grinzing ein’n Dienstmann engagiert“.
Darüber berichteten die Oberösterreichischen Nachrichten am 9. Jänner 1953: „Die Liedertafel Leonding versteht es, ihre Silvesterfeier von Jahr zu Jahr anziehender zu gestalten.
Die Vereinskapelle unter Leitung von Wilhelm Paschinger spielte stimmungsvoll auf, wenn die Besucher von der ‚musikalischen Wunschkarte’ eifrig Gebrauch machten, um ihren Bekannten im Saale Neujahrsgrüße übermitteln zu lassen.“
Das erste Ereignis des Jahres 1953 war am 22. Jänner der Polterabend des Sangesbruders Alois Kreinecker, dem am 24. Jänner die Sängerhochzeit mit Friedl Mayr folgte. Die Liedertafel sang aus diesem Anlass in der Kirche die Deutsche Messe von Schubert. „Während mittags und nachmittags das Brautpaar den Familienangehörigen überlassen werden musste, feierten es die Sänger abends noch in Alharting.“
Im April wurde eine Wanderung nach Aham am Innbach (Gemeinde Alkoven) unternommen. Dass es dabei recht gemütlich war, kann man den Bildern entnehmen.
Am 19. November wurde die Probe zum Gedenken an den 125. Todestag Franz Schuberts mit dem Chor „Die Nacht“ eingeleitet. Dann gedachte der Chorleiter in kurzen Worten des großen Liederfürsten. Zu Schuberts Gedenktag war am 14. November 1953 eine Wochenendbeilage der Oberösterreichischen Nachrichten unter dem Titel: „Dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück“ erschienen. Abgedruckt war auch ein Brief Schuberts aus Steyr an seine Eltern vom 25. Juli 1825, worin er unter anderem schreibt: „In Oberösterreich finde ich allenthalben meine Compositionen, besonders in den Klöstern Florian und Kremsmünster, wo ich mit Beihülfe eines braven Clavierspielers meine vierhändigen Variationen und Märsche mit günstigem Erfolge producirte. Besonders gefielen die Variationen aus meiner neuen Sonate zu zwei Händen, die ich allein und nicht ohne Glück vortrug, indem mich einige versicherten, daß die Tasten unter meinen Händen zu singenden Stimmen würden, welches, wenn es wahr ist, mich sehr freut, weil ich das vermaledeyte Hacken, welches auch ausgezeichneten Clavierspielern eigen ist, nicht ausstehen kann, indem es weder das Ohr noch das Gemüth ergötzt.“
So sehr schätzte man den Liederfürsten, dass eine Kopie der gesamten Schubert-Wochenendbeilage in der Chronik aufbewahrt wurde.
Zur Silvesterfeier unter der Gesamtleitung von Chormeister Alois Harrer war im Programmzettel auch ein „Kulturspiegel“ abgedruckt, in dem zu lesen war: „Der Chor steht unter der Leitung des Chormeisters Luy Harra. Auserlesene Werke aus alter (Steinzeit) und neuer Zeit werden … in unnachahmlicher Manier dargebracht. Beachten Sie besonders die knitterfreie Höhe der Tenöre und die erschütternde Tiefe der Bässe. Die Mittelstimmen haben ihre Stärke in den Pausen.“
Mit einem Festabend im Gasthaus Trixner begannen am 12. Juni 1954 die Feiern zum 40-jährigen Bestehen der Liedertafel. Höhepunkt des Festabends war das von Chormeister Alois Harrer verfasste Weihespiel „40 Jahre Liedertafel“.
Den Abschluss des Festes bildete am 13. Juni ein Festgottesdienst, bei dem die Liedertafel die Deutsche Messe von Franz Schubert sang.
Am 14. August besuchte die Liedertafel das vom Sparverein Alharting veranstaltete Nachtfest in Mayrbäurls Gasthaus in Alharting. Es wurde ein stimmungsvoller Abend mit einer Gondelfahrt im Waldbad (früher bestand in Alharting ein Freibad).
Bei der üblichen Silvesterfeier wurde die Musik von sechs Mann der ESG-Musik Linz bestritten, weil Anfang des Jahres 1954 die unter der Leitung von Wilhelm Paschinger stehende Vereinskapelle dem Musikverein beigetreten war.
Am 19. Juli 1958 startet die Liedertafel zu einer Zweitagesfahrt nach Wien zum Bundessängerfest. Im Mozartsaal besuchte man ein Konzert, das Chorkonzert des Oberösterreichisch-Salzburgerischen Sängerbundes fand dann in der Stadthalle statt. Der Abend klang bei einem Heurigen aus.
Mit einem Festmarsch über die Wiener Ringstraße und einem gemeinsamen Chorsingen auf dem Heldenplatz wurde das Sängerfest beendet.
Am 12. Juli 1959 fand eine Sängerfahrt nach Marktl in Bayern statt, wo mit dem dortigen Gesangsverein ein gemeinsames Singen vereinbart worden war. Die Unternehmung hatte allerdings nicht ganz so geklappt, wie man es sich erwünscht hätte. Schon das Mittagessen in Ostermiething zog sich etwas in die Länge, schlimmer aber war, dass einige Familienangehörige keine gültigen „Grenzausweise“ mithatten und der Grenzübertritt daher für manche nicht möglich war.
Wusste damals einer der Sänger etwas von dem 1927 in Marktl geborenen Josef Aloisius Ratzinger (später Papst Benedikt XVI.)?
Im Juli 1961 startete eine große Sängerfahrt nach Dortmund.
Seinerzeit waren im Mai 1959 die Bande zwischen dem Damenchor Fortuna (Kranzhoffscher Damenchor) und der Liedertafel geknüpft worden.
Nun folgte der Gegenbesuch der Liedertafel.
Zu Jahresbeginn 1962 konnte ein Mitgliederstand von 32 Sängern und 29 unterstützenden Mitgliedern verzeichnet werden.
Im März 1963 wurde der Lehrer Alois Kreinecker zum neuen Obmann der Liedertafel gewählt.
Am 25. Mai 1963 fand zur Eröffnungsfeier der neuen Mehrzweckhalle24 von Leonding ein großes Chorkonzert statt.
Die Oberösterreichischen Nachrichten nannten es ein „Monsterkonzert mit pausenloser Aufeinanderfolge von Chören, aufgelockert durch blasinstrumentale Darbietungen.“
Neben der Liedertafel wirkten mit: der Männergesangsverein Wels und der Frauenchor Wels, der Männerchor St. Margarethen, der Musikverein Leonding und Uwe Harrer (Klavier).
Bei der Installation des Pfarrers Josef Holzmann im August 1963 stellte die Liedertafel eine Abordnung zum Empfang.
Am 22. September beteiligte sich die Liedertafel am Jubelfest des Volksgesangvereins Linz.
Nach einem Festmarsch erzielte man beim Wertungssingen mit dem Chor „Hymne an die Nacht“ von L. v. Beethoven den zweiten Preis.
Bei der Hauptversammlung im März dieses ereignisreichen Jahres 1964 wurden als Obmann Fachlehrer Alois Kreinecker und als Chormeister Direktor Alois Harrer wiedergewählt.
Beim Sängerfest des Mühlgaues und dem Gründungsfest der Liedertafel 0ttensheim war man fast vollständig vertreten. Ein herrliches Wetter ermöglichte es, das Fest unter freiem Himmel abzuhalten. „Das gab dann eine recht fröhliche Stimmung, sodaß der Großteil der Sänger noch bis zum Abend am Festorte verblieb. Ebensolches Wetterglück hatte die Leondinger Liedertafel bei ihrem 50-jährigen Gründungsfest.“ So entfaltete sich dieses Fest zum Höhepunkt des Jahres.
Zwei Tage lang feierte man das 50-Jahr-Jubiläum. Die Festlichkeiten begannen am 11. Juli 1964 in der Mehrzweckhalle. Am Sonntag, dem 12. Juli, wurde ein Schauspiel inszeniert, das den Höhepunkt der Jubiläumsfeier bildete.
Am 20. Dezember 1964 luden die Liedertafel (Leitung Alois Harrer), der Musikverein (Kapellmeister Otto Wimmer), der Kirchenchor (Alois Harrer), der Hauptschulchor (Alois Kreinecker) und eine Blockflötengruppe die Bevölkerung Leondings zu einem stimmungsvollen Weihnachtssingen in die große Mehrzweckhalle, die sich für die andächtig lauschende Zuhörerschaft fast als zu klein erwies. Dieses erste Weihnachtssingen in Leonding, das unter der Leitung des Obmannes Kreinecker, des Chormeisters Alois Harrer und des Kapellmeisters Otto Wimmer ausgezeichnet vorbereitet wurde, fand begeisterte Aufnahme „und soll zur ständigen Einrichtung auch in den kommenden Jahren werden.“
Der Schreiber dieser Zeilen hatte eine prophetische Gabe: Das Weihnachtssingen ist in Leonding zur ständigen Einrichtung geworden. Jedes Jahr am vierten Adventsonntag, das ist der letzte Sonntag vor dem 25. Dezember, bereitet die Chorgemeinschaft – gemeinsam mit Leondinger Schülerinnen und Schülern oder anderen Musikgruppen aus Leonding – einem breiten Publikum besinnliche Stunden. Am 22. Dezember 2013 konnte das 50. Weihnachtssingen mit den schönsten Liedern der „stillsten Zeit“ gefeiert werden, zugleich das 40. Weihnachtssingen unter der Leitung von Uwe Christian Harrer.
Nach der anstrengenden, ja für manche aufreibenden Arbeit des Vorjahres sollte das Jahr 1965 ein Jahr der Entspannung und Erholung werden. So begann die Jahreswende für die Liedertafel mit Spiel und Tanz im Gasthaus Weinberger. Die Probenabende wurden von Mittwoch auf Freitag verlegt.
Die Liedertafel beteiligte sich im Juni 1965 am „Gausängerfest des Mühlgaues“ in Aschach an der Donau. „Während des Festzuges und des Festaktes auf dem Marktplatze sandte die Sonne ihre heißen, sengenden Strahlen unbarmherzig auf Festredner und Sänger nieder. Erstere konnten sich mit einer Kürzung ihrer Rede helfen, die andern mußten eben aushalten.“
Einen „Europäischen Volkstumsabend“ mit einer Volkstanzgruppe aus Finnland veranstaltete die Liedertafel im Juli in der Mehrzweckhalle. Finnische Volkstänze wurden einerseits von der Liedertafel, andererseits vom Bachl-Chor (singende oberösterreichische Lehrer) mit ausgezeichnet vorgetragenen Volksliedern umrahmt.
Am 2. Oktober sang der Männerchor bei der Einweihung eines vom Rundfunk gebauten Hauses im Kinderdorf St. lsidor.
Bei der im Februar 1966 abgehaltenen Hauptversammlung konnte der Kassier berichten, dass es „durch die sparsame Führung des Geldsäckels“ möglich war, ein neues Klavier anzuschaffen, „das an die Stelle des schon sehr altersschwachen Flügels treten konnte.“
Weiters wurde über die Hauptversammlung in den Oberösterreichischen Nachrichten vom 19. 2. 1966 berichtet: „Angestrebt wird, neben dem Männerchor im Verlaufe des Jahres auch einen Frauenchor aufzustellen.“ Mit dem Übergang von der Liedertafel zur Chorgemeinschaft Leonding in der Form des gemischten Chores konnte dieses Vorhaben 1972 realisiert werden.
Am 3. Juli feierte der neu geweihte Priester Gerold Harrer, ein Sohn des Chormeisters Alois Harrer, in Leonding seine Primiz (die erste feierliche Messe). Die Liedertafel wirkte bei dieser Feier mit. Der Kirchenchor sang Teile aus der Deutschen Messe von Franz Schubert, „das Sanctus aber wurde vom Männerchor der Leondinger Liedertafel vorgetragen.“
Einen Höhepunkt der Vereinstätigkeit bildete das Sommerfest in der Künstlerklause. Dazu war auch der Sängerbund Kirschhausen mit seinem guten gemischten Chor erschienen. Am 10. Juli 1966 beginnt „bei jedem Wetter“ und mit „Speisen und Getränken zu normalen Preisen“ um 15:30 Uhr das Sommerfest mit Lied und Musik. Der Chronist vermerkt: „Lange bis in die Nacht hinein drehte sich Jung und Alt beim Schein des Mondes und der Sterne im Tanze.“
„Neue Wege gehen wollen die Leondinger“, – schreibt das Linzer Volksblatt am 31. 3. 1967 – „damit ihr Ort nicht zu einer ‚Siedlungswüste’ wird, sondern zu einer lebendigen Gemeinschaft. Alle Vereine … haben sich zu einem Leondinger Kulturring zusammengeschlossen, der zweimal jährlich tagen wird. Die erste Aufgabe des Kulturringes wird sein, am Sonntag, dem 16. April, von 11 bis 12 Uhr im Pfarrsaal Leonding einen Frühschoppen zu veranstalten, dem heuer noch weitere drei folgen sollen.“
Die Obmänner des Musikvereines und der Liedertafel, Heinrich Strasser und Alois Kreinecker, wurden mit der Durchführung dieser Frühschoppen betraut. Die Liedertafel bzw. nachfolgend die Chorgemeinschaft nahmen am Leondinger Kulturring immer regen Anteil. Die Idee der Frühschoppen im Pfarrsaal der Pfarre Leonding-St. Michael konnte sich jedoch nur wenige Jahre behaupten.
In Mayrbäurls Gasthaus in Alharting versammelten sich die Sänger am 24. Mai 1967, um den 60. Geburtstag „ihres geliebten Chormeisters Alois Harrer“ zu feiern.
Als Ehrengäste waren Bürgermeister Franz Klafböck, Vizebürgermeister Leopold Finster, Pfarrer Josef Holzmann sowie die Ehrenmitglieder Eduard Anderl, Max Bäck und Max Haberfellner gekommen. Obmann Alois Kreinecker skizzierte in seiner Ansprache den Lebenslauf des Jubilars, woraus zu entnehmen war, dass Alois Harrer von seinen zurückgelegten 60 Jahren 45 Jahre dem Gesang gewidmet hatte. Für sein jahrzehntelanges uneigennütziges und verdienstvolles Wirken wurde dem Jubilar die Würde eines „Ehrenchormeisters“ verliehen. „Der gesellige Teil des Ehrenabends erstreckte sich weit über die Mitternachtsstunden hinaus“ – mit diesen Worten beschließt der Chronist seinen Eintrag.
In Schmiedingers Künstlerklause (Turm 12) veranstaltete die Liedertafel im Juni wieder ein Sommerfest. Als Auftakt wurde ein Festspiel von Prof. Carl Martin Eckmair30 in Szene gesetzt, dann folgten Tanz, eine reiche Tombola, und alles zu „kulanten Preisen“.
Vom 12. bis 15. August 1967 konnte die Liedertafel eine Sängerfahrt nach Kirschhausen im Odenwald durchführen.
Im Vereinsleben war nicht immer alles eitel Wonne. So vermerkt der Chronist zum Weihnachtssingen 1967: „Am 17. Dezember traten wir wieder zum bereits sehr beliebt gewordenen Weihnachtssingen an, vielleicht weniger beliebt bei den Sängern, denen zum Teil die frommen Lieder nicht sehr liegen, aber immer wieder bei der Leondinger Bevölkerung. Obmann Kreinecker versteht es aber auch ausgezeichnet, dieses Fest jedesmal etwas anders, doch immer sehr stimmungsvoll zu gestalten.“
Ein „gemischter Chor Rosegg“ in Kärnten besuchte Leonding im Mai 1968. Im Leondinger Pfarrsaal wurde aus diesem Anlass ein Kärntner-Abend durchgeführt. Das Programm stellte eine Kombination aus Gesang und Lichtbildern von Kärnten dar. Die Sängerzeitung vermerkte abschließend: „Am Tage darauf besichtigten die Kärntner-Sänger den aufstrebenden Ort Leonding.“
Auch das Weihnachtssingen des Jahres 1968 beeindruckte das Publikum „in der vollbesetzten Mehrzweckhalle des Stadtrandortes“ (Leonding). „Eine Qualitätssteigerung vom letzten zum diesjährigen Weihnachtssingen war zu erkennen.“ (Linzer Volksblatt, 24. 12. 1968)
Am 6. Jänner 1969 war die Mehrzweckhalle bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein Chor der Wiener Sängerknaben brachte neben geistlichen und weltlichen Gesängen, Volksliedern und Wiener Walzern die kleine Oper Der Apotheker von Joseph Haydn dar. „Daß dieser berühmte Chor im Dorf Leonding singt, verdanken wir dem Umstand, daß Uwe Harrer, ein Sohn unseres Chormeisters, dort als Chorleiter tätig ist.“ Jedenfalls war diese Veranstaltung für ganz Leonding ein großes Erlebnis.
Im Mai 1968 lud der Männergesangsverein Schramberg anlässlich seines 100-jährigen Gründungsfestes eine Delegation der Liedertafel nach Schramberg (Schwarzwald) ein. Ein Jahr später, im Mai 1969, waren die Sänger aus Schramberg zu Gast bei der Liedertafel. Seit dem Jahre 1961, seit der Begegnung auf der Rückfahrt von der Chorreise nach Dortmund, bestanden enge freundschaftliche Beziehungen.
Am 17. Mai 1969 fand ein Chorkonzert in der Mehrzweckhalle statt. Die Darbietungen bei diesem Konzert waren außerordentlich gut, „die Klangkörper beider Vereine von auserlesener Kunst.“ Die Liedertafel dirigierte damals Uwe Harrer.
Gemütliche Runden im privaten Kreis waren schon immer ein Teil des Vereinslebens. Im November 1969 lud Herr Schwarzmeier, „Gstöttner in Holzheim“, zu gutem Most und einer kräftigen Jause ein. Die Sänger folgten dieser Einladung fast vollzählig. Der Gastgeber machte sie darauf aufmerksam, „daß sein Most kein so harmloses Tränklein sei.“ Nicht alle Sänger fanden noch am selben Tag ihr Bett.
Am 7. Dezember 1969 hatte der übliche Nikolausabend im Gasthaus Mayrbäurl (Traunmüller) in Alharting einen besonderen Inhalt: Langjährige Sänger wurden im Auftrag des Präsidenten des Oberösterreichischen Sängerbundes mit Ehrenbrief und Goldener Ehrennadel ausgezeichnet.
Beim jährlichen Weihnachtssingen wird 1969 die Liedertafel von Chormeister Alois Harrer, der Kirchenchor hingegen, der wie jedes Jahr teilnahm, erstmals von Uwe Christian Harrer geleitet. „Der gemischte Chor … sang durchwegs gut.“, ist daraufhin in der Chronik zu lesen
Der von allen hochgeschätzte, ja geliebte Chormeister Alois Harrer verstirbt am 14. Februar 1970. Der Schock über seinen unerwartet plötzlichen Tod ist so groß, dass der Chronist vermerkt: „Wir wissen noch nicht, ob und wie wir die Lücke, die sein Hinscheiden gerissen hat, schließen werden.“ An anderer Stelle dieser Festschrift wird das Wirken des Chormeisters Alois Harrer ausführlich gewürdigt.
Am 10. April fand in Weinbergers Gasthaus die ordentliche Vollversammlung statt. Alois Kreinecker wurde wieder zum Obmann gewählt. Er teilte den Sängern mit, dass sich Uwe Harrer „bereit erklärt habe, jeden Freitag von Wien zu kommen, um den Chor als Chormeister zu führen.“ Nach allgemeiner freudiger Zustimmung bestätigte Uwe diese Zusage. Aus den Sängerkreisen kam der Wunsch, regelmäßig und diszipliniert mitzuarbeiten, damit „der junge Chormeister nicht enttäuscht werde.“
Im August veranstalteten die Liedertafel, der Musikverein und die Landjugend von Leonding ein Freundschaftstreffen mit der französischen Volkstumsgruppe „Cercle Celtique“.
Die französischen Gäste wurden großteils bei Sängerfamilien in Leonding untergebracht. Es war durchaus üblich, dass Sänger von Gastchören bei Leondinger Familien Quartier fanden.
Am 20. Dezember trat die Liedertafel in der Mehrzweckhalle einmal mehr zum Weihnachtssingen an. Der junge „Chormeister Uwe Harrer hat mit seinem Können und seiner Begabung erreicht, daß die Sänger mehr als je aus sich herausholten.“
Erstmals wurde die Schriftstellerin Gertrud Fussenegger als Mitwirkende (Sprecherin) beim Weihnachtssingen 1970 gewonnen. Gertrud Fussenegger war in der Folge mehrmals mit der Chorgemeinschaft künstlerisch verbunden.
Anschließend an eine dreimonatige Reise in die USA und nach Kanada konzertierten die Wiener Sängerknaben über Einladung der Liedertafel im April 1971 wieder in Leonding. Neben Liedern wurde auch die Märchenoper Hänsel und Gretel von Engelbert Humperdinck aufgeführt. Nach dem Konzert konnte man die Rückkehr des Chorleiters Uwe Harrer feiern, wobei der Chronist vermerkt: „Möge auch weiterhin unserem Sangesbruder Harrer mit den Wiener Sängerknaben recht viel Erfolg beschieden sein.“ Und weiter berichtet die Chronik von der Wiederholung des Konzertes in Langholzfeld: „In dieser neuen Siedlung war man auf ein so großes kulturelles Ereignis offensichtlich nicht vorbereitet. Der Besuch ließ dort etwas zu wünschen übrig. Es war ja auch für die Leondinger überraschend, daß die Wiener Sängerknaben nach ihrer anstrengenden Tournee nun auch im Dorfe Leonding auftraten und gar in der Siedlung Langholzfeld und wir danken das nur unserem Chormeister, der gleichzeitig Chorleiter dieses berühmten Chores ist. So kam Leonding zu einem seltenen Kunstgenuß.“
Im Juli fuhr die Liedertafel zum 5. Österreichischen Sängerbundesfest nach Wien und nahm an der Schlusskundgebung in Schönbrunn teil. Bemängelt wurde von mehreren Sängern, „daß die Liedertafel an diesem Hochfest des Chorgesanges nicht ein einziges Lied sang und nicht einmal Liederbücher mithatte. So hielt man sich mehr ans Weinglas an und selbst der alte Chronist kam nicht mehr nüchtern heim.“
Der letzte Anlass, bei dem nur Männerchöre gesungen wurden, war die Teilnahme an der Totenehrung auf dem Friedhof am 1. November 1971.
Schon am 5. November stellten sich in der Liedertafel die ersten vier der geworbenen Frauen ein. Am 12. November sangen bereits neun Frauen mit, bis ihre Zahl mit Jahresende auf 14 anstieg.
Am 4. Dezember 1971 fand in Alharting die übliche Nikolofeier statt. Der Nikolaus begrüßte besonders den neuen gemischten Chor und damit vor allem die neuen Sängerinnen.
Das Weihnachtssingen fand unter der Gesamtleitung von Obmann Alois Kreinecker am 19. Dezember in der Mehrzweckhalle statt; es wirkten mit: die Liedertafel und der gemischte Chor, eine Spielgruppe, ein Schülerchor und Frau Gertrud Fussenegger.
Das Jahr 1972 steht unter dem Zeichen eines intensiven Probenbetriebes mit dem Chormeister Uwe Christian Harrer. Die Umbildung der Liedertafel in die Chorgemeinschaft wird Schritt für Schritt durchgeführt. Nicht alle Sänger sind mit dieser Entwicklung einverstanden, einige wollen beim gemischten Chor nicht mehr mitsingen.
Nach dem Weihnachtssingen des Jahres 1971 schließt der Chronist die Geschichte der Liedertafel: „Damit glaubt der nun bald 74-jährige Chronist, Dipl.Ing. Fritz Bentz, sein Amt in die Hände eines ihm noch unbekannten Nachfolgers legen zu dürfen, da er … langsam an seinen endgiltigen Abschied denken muß. Es war nicht leicht, vom Jahre 1963, dem Datum seines Eintrittes in die Liedertafel bis zum Jahre 1914 zurück aus den Relikten eines 2 mal zerstörten Archives und anderen Quellen diese Chronik aufzubauen, doch half ihm der Umstand, daß er selbst ganz ein Kind dieser Zeit war, der Zeit der Liedertafel Leonding.“
Der Schoffpau'r
Gemütliche, zwanglose Zusammenkünfte waren schon immer eine liebevoll gepflegte Tradition – so auch im Sommer des Jahres 1970. Da wird erstmals ein „Beisammensein beim Wiesinger in Bergham“ erwähnt. Dieses Wirtshaus ist bis heute das Stammlokal der Chorgemeinschaft.