Musik vermag Herz und Seele zu bewegen. Musik vermittelt beglückende Momente. Sie kann Tränen des Glücksgefühls in die Augen treiben, und jeder, der diese musikalischen Hochgefühle erleben darf, mag dankbar sein für das Schöne, das ihm zuteil wird.
Die Gründungsversammlung
Am 25. März 1914 konnte die konstituierende Versammlung zur Vereinsgründung in Wiesingers Gasthaus stattfinden. Mit der Wahl des Chormeisters (Alois Wittmann), des Obmanns (Elektromeister Andreas Bachner), des Obmann-Stellvertreters (Hans Haberfellner), des Schriftführers (Fritz Haselmayr), des „Säcklwarts“ (Josef Burger) und des Ausschusses erfüllte man die Vereinsstatuten. Der Monatsbeitrag (40 Heller) und der Probentag (Dienstag) wurden festgelegt, und Alois Wittmann stellte den Antrag, den Verein "Liedertafel – Leonding" zu benennen.
1914 - Entstehungsjahr der Liedertafel Leonding
Eine kleine, singfreudige Gemeinschaft von Lehrern, Bauern, Arbeitern und Handwerkern hatte sich dem Volkslied verschrieben und tat sich im Frühjahr 1914 zusammen in der Absicht, diese Sangesfreudigen in einem gezielt arbeitenden Verein zu sammeln.
Die einzige Schwäche dieser Leondinger Herren bestand darin, dass sie vor 1914 niemanden gehabt hatten, der ihre Gemeinschaft zu führen wusste, keinen Chormeister, der ihre Lieder auf etwas höhere Ebene hob, sie mit ihnen pflegen und das Liedgut gezielt verbreiten konnte. Der Gedanke einer Vereinsgründung lebte also schon Jahre vorher bis in den Fasching 1914.
Die Unterredung
Beim Hausball in Wiesingers Gasthaus schlugen die erste Stunde des gemeinsamen Beginnens und der Augenblick der eigentlichen Gründung der Liedertafel. Am 8. Februar 1914 waren etwa fünfzehn Herren, angeführt von Hans Haberfellner, Josef Burger, Ferdinand Brunhuber, Franz Mayrhofer und Andreas Bachner zusammengekommen, um wieder einmal über eine Vereinsgründung zu reden. Man habe doch jetzt endlich einen in der Volksschule unterrichtenden Lehrer, namens Alois Wittmann, „einen hochmusikalischen Herrn“, den man fragen könnte, ob er das Amt eines Chormeisters übernehmen würde. Wittmann willigte bald darauf ein, die musikalische Leitung zu übernehmen, und am 11. März 1914 traten die Sänger abermals zu einer zwanglosen Besprechung in Wiesingers Extrazimmer zusammen. Beinahe wäre die Sache gescheitert, weil Wittmann zur Chorarbeit ein Klavier einforderte.
Der liedfreudige Gastwirt Wiesinger erklärte sich in „zuvorkommender Weise bereit“, ein Klavier zu kaufen, es in seinem Gasthause „einzustellen“ und der zu gründenden Liedertafel jederzeit zur „freien Benutzung“ zur Verfügung zu stellen. Diese Lösung nahmen die Anwesenden begeistert auf und der Weg zur Vereinsgründung war somit frei. Bald darauf wurde das Klavier geliefert.
Inzwischen war der damalige Leondinger Lehrer Fritz Haselmayr zur Sängerrunde gestoßen. Der stets lustige Haselmayr wohnte im Gasthaus Jäger im Kürnberg, und man erzählte von ihm, dass er nicht nur täglich „wie mit Siebenmeilenstiefeln vom Kürnberg in seine Leondinger Schulstunden stürmte, sondern in ähnlicher Weise auch zur Chorprobe herunter eilte“. Haselmayr wurde vom bald darauf gewählten Vereinsobmann Andreas Bachner mit dem Verfassen der Vereinsstatuten beauftragt.
Weitere Chronologie der Gründungsjahre
Die Tagesordnungspunkte der Ausschusssitzungen des Vereins im April, Juni und Juli 1914 brachten neben dem üblichen Vereinsallerlei auch seltsam klingende Beschlüsse. Man legte Strafen für das Fehlen bei den Proben fest: Mit dreimaligem unentschuldigten Nichterscheinen schloss sich ein Mitglied selber aus.
Aus gegebenem Anlass brachte Wittmann auch das Fehlen der Stimmbegabung von Mitgliedern zur Sprache. „Einem solchen Mitglied mangels an Gehör“ müsse man (natürlich nach einer Probezeit) anbieten, dem Verein nur als unterstützendes Mitglied anzugehören, hieß es.
Am 21. Juni 1914 hatte es eine fröhliche Namenstagsfeier für Alois Wittmann gegeben, und am 30. Juni fand die letzte Ausschusssitzung dieses Chorjahres statt. An jenem Tag sahen die Leondinger ihren Chormeister Wittmann zum letzten Mal. Unglücklicherweise kam es nach einer vorangegangenen persönlichen Auseinandersetzung zwischen Lehrer Haselmayr und Bachner zur Abdankung des bisher verdienten Obmanns Andreas Bachner, dem nun vertretungsweise Hans Haberfellner nachfolgte.
Im August 1914 brach der Erste Weltkrieg aus.
In den nächsten Wochen wurden nach Chormeister Wittmann auch die meisten Leondinger Sänger zu den Waffen gerufen. An eine Fortführung der Vereinsarbeit der Liedertafel war daher nicht zu denken.
Im Jänner 1920 begann die Vereinsarbeit. Zur neuen Chorheimat wurde das Gasthaus Jäger im Kürnberg, denn ähnlich wie einst Gastwirt Wiesinger war auch der dortige Wirt Johann Hiegelsberger sangesbegeistert. Er wurde sogar zum Obmann-Stellvertreter der Liedertafel gewählt. Als Vereinslokal wurde das Klavierzimmer im Gasthaus am Kürnberg dankend akzeptiert – das Klavier hatte Hiegelsberger zur Verfügung gestellt. Zur warmen Jahreszeit wurde im Gastgarten gesungen. Bald stieg die Mitgliederzahl „auf dreißig Mann“. Am Kürnberg wurde auch das neue Vereinsmotto freudig und häufig gesungen.
Probenabend wurde der Donnerstag. Die Tochter des Wirts, Lehrerin Erna Hiegelsberger, sagte „im Bedarfsfalle ihre Probenhilfe am Klavier“ zu. Seitens der engagierten Chormitglieder, wie Schlossermeister Franz Gebauer oder Schneidermeister Georg Neidl, wurden bei der Eröffnungssitzung strenge Sängerdisziplin und andere Forderungen gestellt: Politisch sollte der Verein z. B. auf keinen Fall eine wie immer geartete Tendenz zeigen, besonders nicht in der Auswahl der Lieder. In der nächsten Ausschusssitzung im Mai 1920 wurden an Montagen zusätzliche „Lehrstunden zur gesangstechnischen Schulung der Tenöre“ und an Samstagen für die Bässe festgelegt. Auch der Probenbesuch sollte nun mehr beachtet werden. Auf Anregung von Chormeister Sixtl wurde ein „Vergnügungsausschuss“ gebildet, der sich um Sommerfeste und andere Veranstaltungen, aber auch um humoristische Lieder und Chöre zu kümmern hatte. Der Ausschuss trat im März 1921 im Gasthaus Harrer in Alharting zusammen und beschloss den Ankauf entsprechender humoristischer Lied-Literatur. Immerhin konnte Sixtl bis 1922 auf 46 perfekt einstudierte Chöre hinweisen.
Die Leondinger sangen nun bei Gründungsfesten anderer Vereine, bei Gastveranstaltungen, aber auch bei Begräbnissen und Hochzeiten, vor allem aber bei den Silvester-Liedertafeln.
Am 5. August 1923 waren auf Einladung des Fahnenausschusses der Liedertafel Kolonnen von Sängern verschiedener Gesangsvereine zum „Leondinger Festkommers der Gastvereine“ nach Leonding gekommen, denn beim „Kürnbergwirt sollte die neue Leondinger Chor-Vereinsfahne enthüllt werden.“ Für die Fahnenweihe am Kürnberg war ein festlicher Triumphbogen entstanden; 40 Ehrendamen begleiteten den Festakt. Mit einem hübschen Einladungsblatt hatte der Fahnenausschuss 21 Gesangsvereine eingeladen.
„Zur Verschönerung des Festes“ war die Dörnbacher Musik bestellt worden. In besonderer Weise wurde die Fahnenpatin Maria Kirchmayr, „Niedermairin“ in Jetzing, geehrt. Für über 90 Spender entstanden „Gedenkblätter“. Am Ende kamen über vier Millionen Kronen8 zusammen. Mit dem Spendenüberschuss wurden ein Fahnenkasten, ein Lederüberzug für die Fahne, weiters ein „Trinkhorn“, neue Liederbücher und Notenständer angeschafft.
Das zehnjährige Bestehen der Liedertafel feierte man 1924. Die Proben fanden damals in der neuen Volksschule statt. Die Gründungsfeier wurde im Saal des Gasthauses Wiesinger abgehalten, die Generalversammlung aber erstmals in Mallingers Gasthaus9 beim Bahnhof. Im selben Jahr wurde dort zu Silvester sogar eine vereinseigene Musikkapelle unter Anton Bachner vorgestellt. Zwölf Märsche und einige Konzertstücke hatte die Musikkapelle im Repertoire. Die Gunst ihrer Besuche verteilte der Verein auf mehrere Gasthäuser: Die Ausschusssitzungen hielt man abwechselnd im Gasthaus Wiesinger oder in Harrers Gasthaus10 oberhalb der Micheli-Schule, oder man traf sich zwanglos in der Schule. Die Sommer-Liedertafeln, also der geschlossene sängerische Auftritt des Vereins, fanden meist in Hiegelsbergers Gastgarten am Kürnberg statt.
Die jährliche Generalversammlung verlegte man ab 1925 für die nächsten Jahre in Mallingers Gasthaus beim Bahnhof. Das Probenlokal aber blieb weiterhin ein Klassenraum im ersten Stock der Micheli-Schule. Auch die Faschingsveranstaltung im Februar 1925 fand damals beim Bahnhofwirt statt.
1925 war auch das Jahr, in dem Oberlehrer Josef Sixtl anlässlich seines Übertritts in den Ruhestand zum Ehrenchormeister ernannt wurde. Der Verein zählte damals 21 Sänger, acht Sängerinnen, 107 unterstützende und drei Ehrenmitglieder.
Andreas Bachner legte im Juli 1926 wegen Unstimmigkeiten seinen Vorsitz zurück. Vertretungsweise übernahm der Gendarm Josef Pesendorfer die Obmannstelle auf ein Jahr. Erst im Juni 1927 wurde in Mallingers Gasthaus beim Bahnhof der bisherige Schriftführer, Wagnermeister Franz Niederhumer, zum neuen Obmann gewählt.Auch in diesem Jahr verteilte der Chor die Gunst seiner Besuche: Die Generalversammlung wurde in Mallingers Gasthaus abgehalten, das jährliche Gründungsfest fand im Gasthaus Wiesinger statt und die Sommer-Liedertafel wurde beim Jäger im Kürnberg begangen.
Bei einem Sängerfest am 20. Juni 1926 in Pasching traten die Männer mit ihren Vereins-Schirmmützen auf.
Bereits am 8. Jänner 1927 fand in Wiesingers Gasthaus ein „Sängerkränzchen“ anstelle der Silvesterfeier statt. In den Tanzpausen standen Chordarbietungen auf dem Programm. Wenig später – im Februar – wurde mit Beteiligung der Liedertafel beim Harrer-Wirt in Leonding der Einzug des neuen Gemeindearztes Dr. Ernst Perfahl sen. gefeiert. Seine musikalischen Fähigkeiten waren damals schon bekannt.
Das auf dem Kürnberg veranstaltete Gründungsfest erwies sich wie jedes Jahr als Publikums-Zugnummer. Diesmal war der Festplatz besonders schön gestaltet worden; die Leonding-Gaumberger Musikkapelle spielte auf, und die Liedertafel eröffnete das Fest mit ihrem Vereinsmotto „In des grünen Kürnbergs Rauschen“. Musikstücke und Chöre, heitere Vorträge und Quartette bildeten das Festprogramm. Ein „Glückshafen“, die „Juxpost“ und ein „Scheibenstechen“ sorgten für Belustigungen. Mit abendlichem Tanz klang das denkwürdige Fest aus.
Wieder einmal gab es Grund zum Feiern: Bereits im Juli 1929 waren die Leondinger Sänger auf Einladung zu einem Sängerfest nach Hallstatt gereist und hatten dort – unterstützt von der Salinenkapellen – einen allgemein beachteten Liederzyklus dargeboten und Freundschaften geschlossen. Für den 7. September 1929 war die Gegeneinladung ausgesprochen worden. Man schrieb gerade das 15. Vereinsjahr der Liedertafel, als die Leondinger ihre Hallstätter Freunde unter deren Chormeister Pilz und dem Salinenmeister Unterberger in feierlicher Weise am Leondinger Bahnhof empfingen.
Im neuen Bühnensaal in der Bahnhofgastwirtschaft Mallinger boten dann beide Vereine ein anspruchsvolles Chorprogramm dar. Nach dem Konzert bewegte sich ein langer Zug an Sängern – die Leondinger mit dem Fahnenjunker Leopold Lehner und dem Obmann Franz Niederhumer an der Spitze, die Hallstätter in Gruppen dazwischen – vorbei an der hinteren Friedhofsmauer und dem alten, 1883 erbauten „Graberhäusl“ (damals Leichenbestatter Denk), vorbei an der Micheli-Schule in Richtung „Schieferstoa“ (Schieferstein- Wirt), wo abermals viel gesungen und noch mehr gefeiert wurde.
Am letzten Tag des Jahres 1929 fand im neu erbauten Saal des Gasthauses Rabeder (Bahnhofwirt) unter dem Ehrenchormeister Sixtl eine glanzvoll ausgerichtete Silvesterfeier mit Männerund gemischten Chören statt.
Das vom Leondinger Dichter Karl Weislein verfasste kurze Neujahrsspiel, dargebracht u. a. von Lehrer Alois Harrer erntete stürmischen Beifall.
Beim traditionellen Gründungskonzert der Liedertafel im Jahr 1930 bildete das von den Herren Niederhumer/Harrer/Pesendorfer/Hörschläger dargebotene Quartett „Eduard und Kunigunde“ den Glanzpunkt des Abends.
Die Generalversammlung und das Sommerfest wurden 1930 beim Bahnhofwirt abgehalten. Erstmals wurde in diesem Jahr das Gasthaus Weixelbaumer in Hart von den Sängern frequentiert, denn dort fand am 29. Juni ein gut besuchter „Sängertag“ statt.
Das Stammlokal der Liedertafel, der Bahnhofwirt, hatte 1931 einen neuen Pächter (Oexle). Bei ihm wurde am 9. Mai das traditionelle Frühlingskonzert des Vereins abgehalten. Dabei bewältigten die Sänger unter Chormeister Sixtl den „einzig schönen Männerchor ‚Herz am Rhein’, welcher große Anforderungen an die Sängerschar stellte.“
Chöre und Musikstücke, Duette und Quartette wechselten einander ab. Den größten Erfolg aber brachte das heitere Singspiel „Ein verhängnisvolles Ständchen“.
Im April wurde das 20. Gründungsfest mit einer Festmesse eröffnet. Chormeister Alois Harrer hatte für eine Festveranstaltung im Brenneis-Saal (der Bahnhofwirt-Pächter hatte abermals gewechselt) am Nachmittag des 15. April unter dem Motto „Zwanzig Jahre Sängerleben 1914–1934“ ein Festspiel mit zehn Bildern zusammengestellt.
Im jährlich abgehaltenen Frühlingskonzert 1935 zeigte die Lieder-Programmfolge die alte Volksliedtradition. Den Schluss bildete eine Operetten- Aufführung („Liebe macht Geschäft“). Die Musikstücke des Vereinsorchesters leitete Sangesbruder Franz Keplinger, denn Kapellmeister Anton Bachner hatte die Liedertafel verlassen.
Eine Sängerfahrt im August auf die Zwieselalm begeisterte alle Teilnehmer.
1934 und 1935 verzeichnete die Liedertafel die Aufnahme besonders vieler Damen.
Die damalige Heimat der Liedertafel, der Bahnhofwirt, hatte 1936 wieder einen anderen Pächter und hieß nun „Strassers Bahnhofrestauration“. Beim hier veranstalteten Frühlingskonzert hatte der „unermüdliche Chorleiter, Lehrer Alois Harrer“, u. a. als Gäste eine Reihe weiterer Sängervereine geladen, die nun die „gesanglich vollwertige Leistung“ der Leondinger bestaunen konnten. Die Qualität der Liedwiedergabe wurde von der Kritik in den höchsten Tönen gelobt, und „Lehrer Harrer ist auf dem besten Wege, sich durch seinen unermüdlichen Fleiß auf dem Gebiete des Sängerwesens einen Ruf zu erringen“, hieß es in der Zeitung.
Die Kontakte mit den Hallstätter Sängern, die in die späten 1920er-Jahre zurückreichten, wurden durch eine Sängerfahrt nach Hallstatt Ende Juli 1936 erneuert.
Auffallend waren auch in diesem Jahr die vielen Neuaufnahmen in den Chor.
Beim Frühlingskonzert 1937 in Strassers Bahnhofgastwirtschaft ging es gemütlich zu. Gefeiert wurde 70 Jahre Strauss-Walzer „An der schönen blauen Donau“ und mit Chören heimischer Komponisten sowie mit dem Liederkranz „Heimat – Liebe – Heldentum“. Die Linzer Tages-Post (Vorläufer der heutigen Tageszeitung Oberösterreichische Nachrichten) lobte die Qualität der Veranstaltung in höchsten Tönen. Besonders gefiel ein von den Sängerinnen „graziös ausgeführter Reigen“, assistiert am Klavier von Lehrerin Erna Hiegelsberger, die auch die Männer beim gesanglichen Vortrag des berühmten Walzers begleitete.
Den sängerischen Höhepunkt erlebten die Leondinger beim „Deutschen Bundessängerfest“ in Breslau, das vom 28. Juli bis zum 1. August 1937 stattfand.
Geschockt wurden die Chormitglieder durch die Nachricht, dass Chormeister Alois Harrer mit 15. September 1937 nach Andorf versetzt werden sollte. Er versprach, den Chor dennoch weiter betreuen zu wollen. So leitete Harrer auch bei der diesjährigen Silvesterfeier das kurz davor gegründete Salonorchester (eine Streichmusik) sowie den Chor.
Friedlich und vollzählig fanden sich die Leondinger Sänger noch beim Sängerball am 27. Februar in Kleinmünchen ein. In den nächsten Monaten aber veränderte Leonding sein Gesicht. Im März rückten hier die deutschen Truppen ein.
Im Chor spürte man den Wandel in der Auswahl des Liedprogramms: Kameradschafts-, Marsch- und SA-Lieder wurden gesungen. Das Liedprogramm beim traditionellen Gründungskonzert im Mai 1938 zeigte hingegen noch eine starke Tendenz zum alten Volkslied. Die Vereinsarbeit wurde nämlich bis zum Sommer 1938 im Sinne Harrers weitergepflegt.
Im Mai jedoch kommen die ersten Restriktionen, die in die Vereinsangelegenheiten eingreifen: Es wird verboten, Akten, Karteien und Belege zu vernichten. Am 4. Juni findet die Hauptversammlung statt. In dieser wird ein kommissarischer Leiter des Vereines bestimmt. Im Juli müssen auf höhere Weisung hin die Frauen aus dem Verein austreten, beim Gausängerfest in St. Florian mit alten Volksliedern, Gstanzln und Quartett-Singen waren sie noch dabei gewesen.
Als weiteren Einschnitt empfand man, dass Chormeister Harrer durch den Oberlehrer Otto Hess abgelöst wurde, der dann die letzte Silvesterfeier in Strassers Gasthaus mit deutschem Liedprogramm organisierte.
Noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges gab es sieben Proben und ein „Singen für den Eintopf-Sonntag“.
Im Juni 1939 sang die Liedertafel beim Begrüßungs- und beim Abschiedsabend für die aus Deutschland nach Leonding gekommenen „Hitler-Urlauber“, diesmal wieder ganz im Sinne des alten Volkslieds.
Die letzte registrierte Probe war am 12. Juli 1939, dann verstummte der Gesang.